Energetische Sanierung: Wärmepumpe im Altbau
Lange Zeit wurde die Verwendung von Wärmepumpen vor allem mit Neubauten in Verbindung gebracht, da ihre Effizienz stark vom Erreichen niedriger Vorlauftemperaturen abhängt. Mittlerweile wird jedoch deutlich, dass die Wärmepumpentechnologie nicht nur für Neubauten geeignet ist, sondern auch im Bestand erfolgreich eingesetzt werden kann: So wurde beispielsweise ein 164 Jahre altes Haus in Brandenburg durch eine Hochtemperaturwärmepumpe beheizt. Das historische Gebäude aus dem Jahr 1860 in der Nähe von Berlin wurde als Best-Practice-Beispiel mit einer Hochtemperatur-Luft-Wasser-Wärmepumpe ausgestattet. Vor der Installation der Wärmepumpe wurde das Gebäude im Rahmen einer Sanierung bereits mit Holzfaser und Lehmputz gedämmt. Diese nachhaltigen Materialien tragen nicht nur zur Verbesserung der energetischen Effizienz bei, sondern aufgrund der biologischen Abbaubarkeit auch zur Umweltfreundlichkeit des Gebäudes.
Eine Hochtemperaturwärmepumpe ermöglicht eine effiziente Beheizung des gesamten Gebäudes, selbst bei geringer Dämmung, dank ihrer Fähigkeit hohe Vorlauftemperaturen zu erzeugen. Darüber hinaus lässt sich die Wärmepumpe platzsparend installieren und nahtlos in das vorhandene Heizsystem integrieren.
Kosten
Neben den ökologischen Vorteilen bietet die Umstellung auf eine Wärmepumpe auch finanzielle Vorteile für die Bewohner des Gebäudes. Durch den Wechsel von einer Gasheizung auf eine Wärmepumpe konnten die Betriebskosten erheblich gesenkt werden. Die jährlichen Kosten für die Wärmepumpe belaufen sich nun auf nur noch 1.440 Euro, im Vergleich zu den etwa 1.850 Euro, die zuvor für die Gasheizung gezahlt wurden. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von über 400 Euro.
Darüber hinaus führt die Verwendung der Wärmepumpe zu einer erheblichen Reduzierung des Heizbedarfs, von 19.200 auf etwa 4.400 Kilowattstunden pro Jahr für die gleiche beheizte Fläche. Dies entspricht einer Energieeinsparung von etwa 77 Prozent. Dieser beeindruckende Wert verdeutlicht, dass Wärmepumpen auch im Bestand eine wirtschaftlich durchaus attraktive Option darstellen können, wenn sie richtig eingesetzt werden.
Die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe hängt nicht nur vom Baujahr des Hauses ab, sondern auch von den Temperaturanforderungen, der geeigneten Technik und der baulichen Beschaffenheit selbst.
Welche Heizlösung lohnt sich in Altbauten?
In Deutschland dominieren derzeit Luft-Wasser-Wärmepumpen, doch Luft-Luft-Wärmepumpen könnten dies zukünftig ändern. Im europäischen Kontext bilden die Luft-Luft-Wärmepumpen bereits jetzt die am weitesten verbreitete Wärmepumpenart. Diese Geräte nutzen die Außenluft als Wärmequelle und übertragen die Wärme direkt in die Räume, ohne wasserführende Rohre oder Heizkörper. Dies macht sie besonders attraktiv für den Einsatz in Altbauten.
Luft-Luft-Wärmepumpen bieten mehrere Vorteile. Sie sind einfach zu installieren und haben vergleichsweise niedrige Anschaffungskosten. Zudem reinigen sie die Luft durch eingebaute Filter, was besonders für Allergiker Vorteile birgt. Ein weiterer großer Vorteil ist die Energieeffizienz: In energetisch nicht optimierten Altbauten mit Vorlauftemperaturen über 55 Grad Celsius arbeiten Luft-Luft-Wärmepumpen effizienter und verbrauchen weniger Strom als Luft-Wasser- oder Erdreich-Wärmepumpen. Sie vermeiden Verteilverluste, da sie die Wärme direkt in die Räume abgeben, ohne auf wasserführende Systeme angewiesen zu sein. Zudem bieten sie die Möglichkeit der Kühlung im Sommer, da sie die Funktionen einer Heizung und Klimaanlage vereinen.
Trotz der genannten Vorteile gibt es auch einige Nachteile. Luft-Luft-Wärmepumpen bieten keinen hohen Komfort bei der Heizleistung und sind eher nicht für die Warmwasserbereitung geeignet. Hierfür sind also zusätzliche Geräte wie Durchlauferhitzer oder elektrische Boiler notwendig. Optisch können die Außeneinheiten an der Hauswand störend wirken, und die rein konvektive Heizmethode wird von vielen Menschen als weniger behaglich empfunden als die Strahlungswärme von Heizkörpern. Ein weiterer Nachteil ist der sogenannte Kaltluftabfall an Fenstern, der zu Zugerscheinungen führen kann. Dies tritt auf, wenn warme Raumluft an kalten Oberflächen, wie schlecht isolierten Fenstern, abkühlt und nach unten sinkt. Heizkörper unter den Fenstern können dieses Problem vermeiden, was bei Luft-Luft-Wärmepumpen nicht der Fall ist. Der Luftstrom aus den Klimageräten kann ebenfalls als unangenehm empfunden werden. Es gibt jedoch moderne Systeme mit Sensoren, die Personen erkennen und sie nicht direkt anströmen. Die Geräuschentwicklung stellt dagegen meist kein großes Problem dar, da die Betriebsgeräusche in der Regel bei etwa 29 Dezibel liegen. Im Vergleich dazu haben besonders leise Kühlschränke Schallemissionen von nur 35 Dezibel, was kaum wahrnehmbar ist und unter der Schwelle für Konzentrationsstörungen liegt.
Für energetisch nicht optimierte Altbauten bieten Luft-Luft-Wärmepumpen eine lohnende Heizlösung. Sie sind effizient, einfach zu installieren und etwas kostengünstiger in der Anschaffung. Trotz einiger Nachteile in Bezug auf Komfort und Warmwasserbereitung sind sie eine attraktive Option, insbesondere für kleinere Wohnungen und bei der Modernisierung von Heizsystemen.
Förderungen
Zusätzlich zu den ökonomischen Vorteilen können Hausbesitzer von Fördermöglichkeiten profitieren, die den Umstieg auf eine Wärmepumpe unterstützen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet eine Förderung, welche Zuschüsse von bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten für die Installation einer Wärmepumpe umfasst.
Weitere Nutzungsmöglichkeiten: Wärmepumpen in bestehenden Mehrfamilienhäusern
Zudem unterstreicht eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) den Ansatz, vermehrt Wärmepumpen im Bestand einzusetzen und weitet das Thema auch auf bestehende Mehrfamilienhäuser aus, die ebenso potenziell für die Nutzung von Wärmepumpen geeignet sind.
Quellen:
https://www.erneuerbareenergien.de/waerme/octopus-energy-baut-waermepumpe-altbau-aus-dem-19-jahrhundert-ein
https://www.dena.de/fileadmin/dena/Publikationen/PDFs/2024/Praxisleitfaden_fuer_Waermepumpen_in_Mehrfamilienhaeusern.pdf
https://octopusenergy.de/newsroom/waermepumpeninstallation-in-1860er-altbau-octopus-energy-demonstriert-machbarkeit-der-waermewende-an-extrembeispiel
https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestehende-Immobilie/F%C3%B6rderprodukte/Heizungsf%C3%B6rderung-f%C3%BCr-Privatpersonen-Wohngeb%C3%A4ude-(458)